Schwerflüchtige organische Verbindungen (SVOC – Semi Volatile Organic Compounds) gehören zu den heimtückischsten Innenraumschadstoffen. Im Gegensatz zu den leichtflüchtigen VOC bleiben sie nicht ausschließlich in der Raumluft, sondern lagern sich an Oberflächen und Staubpartikel an. Dadurch können sie Wohn- und Arbeitsräume über viele Jahre oder sogar Jahrzehnte belasten.
Besonders in älteren Gebäuden, Fertighäusern, renovierten Altbauten und öffentlich genutzten Immobilien finden sich SVOC häufig – oft unbemerkt, aber mit teilweise gravierenden gesundheitlichen Auswirkungen.
Was sind SVOC?
SVOC sind organische Schadstoffe mit:
- geringerer Flüchtigkeit als VOC,
- hoher Stabilität,
- großem Ablagerungspotenzial in Staub,
- und oft toxischen oder bioziden Eigenschaften.
Sie reichern sich bevorzugt an:
- Hausstaub
- Textilien
- Bodenbelägen
- Oberflächen
- Möbeln
- Dämmmaterialien
an – und gelangen so dauerhaft in die Innenraumluft, in Kontakt mit Haut und Atemwegen.
Typische SVOC-Quellen in Innenräumen
Viele schwerflüchtige Schadstoffe stammen aus älteren Baumaterialien oder aus Produkten, die in den 1960er bis 1990er Jahren weit verbreitet waren. Einige werden sogar heute noch eingesetzt.
1. Biozide (Insektizide, Fungizide, Herbizide)
Biozide wurden eingesetzt in:
- Holzverkleidungen
- Dachausbauten
- Fußböden und Parkett
- Möbeln und Teppichen
- Sitzmöbeln
- Rattan- und Holzmöbeln aus Fernost
- Wandfarben und Dichtungsmassen (Schimmelschutz)
Bekannte Biozide:
- PCP (Pentachlorphenol)
- Lindan
- Pyrethroide
- Permethrin
- PCB (Polychlorierte Biphenyle)
- DDT
- Dioxine
Beispiel: Permethrin findet sich bis heute als Mottenschutzmittel in vielen Wollprodukten.
2. PCB – Polychlorierte Biphenyle
PCB sind in Deutschland seit 1989 verboten.
Risikoobjekte bleiben:
- Schulen
- Kindergärten
- Verwaltungsgebäude
- Wohnblocks der 60er und 70er Jahre
PCB findet sich u. a. in:
- Fugendichtungsmassen
- flammhemmenden Anstrichen
- Holzfaserplatten
- Elastomeren
- alten Vergussmassen
PCB reichert sich massiv im Staub an und gilt als krebserzeugend und hormonell wirksam.
3. PCP und Lindan in Fertighäusern
In Fertighäusern der 1960–1970er Jahre wurden folgende Bauteile behandelt:
- Holzwerkstoffplatten
- Dämmstoffe
- Holzverkleidungen
- Fenster und Türen
- Fußböden
Diese Häuser zeigen auch heute häufig:
- erhöhte PCP- und Lindan-Werte
- hohe Formaldehydkonzentrationen
- typische „Fertighausgerüche“
PCP wurde 1989 in Deutschland verboten, Lindan ist heute noch in der Landwirtschaft zugelassen.
4. Chlornaphthaline – typischer „Fertighausgeruch“
Chlornaphthaline wurden als Fungizide verwendet in:
- verleimten Fußbodenplatten
- Wand- und Deckenplatten
Sie geben einen intensiven, süßlich-beißen Geruch ab, der häufig als „Fertighausgeruch“ beschrieben wird.
5. PAK (Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe)
PAK entstehen aus Teer- und Bitumenprodukten.
Quellen:
- schwarze Parkettkleber
- alte Estrichunterlagen (Bitumenkorkfilz)
- Abdichtungen
- Dachbahnen
Typischer Geruch: „teerig“, „modrig“, „ölartig“.
Viele PAK, wie Benzo(a)pyren, gelten als krebserregend.
6. Flammschutzmittel in Möbeln & Dämmstoffen
Flammschutzmittel sind enthalten in:
- Holzwerkstoffen
- Kunststoffen
- Dämmmaterialien
- Matratzen
- Teppichen
- Elektronikgeräten
Viele enthalten bromhaltige Verbindungen, die im Brandfall gefährliche Dioxine und Furane bilden.
7. Weichmacher (Phthalate)
Weichmacher finden sich in:
- PVC-Bodenbelägen
- Tapeten
- Kunststoffen aller Art
- Lacken
- Wandfarben
- Dichtungsmassen
Phthalate sind hormonell wirksam und besonders für Kinder kritisch.
Warum sind SVOC gefährlich?
Schwerflüchtige Schadstoffe haben folgende Eigenschaften:
- lagern sich im Staub an (hohe Innenraumbelastung)
- werden über Atmung, Haut und Mund aufgenommen
- sind oft toxisch, hormonell wirksam oder krebserregend
- verbleiben Jahrzehnte in Gebäuden
- verursachen typische Gerüche (Fertighaus, Teer, Chemikalien)
- belasten Babys, Kinder und Allergiker besonders stark
Symptome können sein:
- Kopfschmerzen
- Reizungen der Atemwege
- Allergien
- Schleimhautbeschwerden
- Müdigkeit
- Konzentrationsprobleme
- hormonelle Störungen
Wie lassen sich SVOC erkennen und messen?
Professionelle Analysen umfassen:
- Staubanalysen (wichtigster Nachweis!)
- Materialproben (z. B. Kleber, Platten, Holz)
- Raumluftmessungen
- Geruchsanalysen
- Sanierungskonzepte nach aktueller Norm
Die Auswertung erfolgt idealerweise über ein DAkkS-akkreditiertes Labor.
Fazit: SVOC sind ein langfristiges Innenraumrisiko – besonders in Alt- und Fertighäusern
Schwerflüchtige Schadstoffe wie PCB, PCP, Lindan, PAK oder Flammschutzmittel können Gebäude über Jahrzehnte belasten.
Sie sitzen im Staub, in Bauteilen und Materialien und sind deshalb oft unbemerkt, aber gesundheitlich hoch relevant.
Bei Verdacht sollten Sie professionellen Rat einholen und eine gezielte Analyse durchführen lassen – besonders:
- in Fertighäusern (60er–80er Jahre)
- in öffentlichen Gebäuden dieser Bauzeit
- nach Sanierungen
- bei typischen Gerüchen
- bei unerklärlichen Beschwerden
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